Reformation und Politik – In Spirit 2014
poetisch-musikalische Begegnungen
zwischen Jazz, Theologie und Politik

100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten und 75 Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ist 2014 in vieler Hinsicht ein Jahr wichtiger Erinnerungen – auch in Anbetracht evangelisch-theologischer Meilensteine: Vor 80 Jahren kam es zur Barmer Theologischen Erklärung als Grundlage der »Bekennenden Kirche« im Widerstand gegen das Dritte Reich. Vor 50 Jahren erhielt Dr. Martin Luther King den Friedensnobelpreis und kam bei einem Besuch Berlins auch in den Ostteil der Stadt – vor 25 Jahren führten Mut und Veränderungswillen der Friedlichen Revolution in der damaligen DDR zum Mauerfall und einem wiedervereinigten Land. Die Erinnerung an diese schmerzlichen wie befreienden Momente ist wesentlicher Teil der programmatischen Auseinandersetzung.

Tief verwurzelt in der Tradition der Spirituals, Gospels und des Blues, ist Jazz bis in die Moderne hinein als Musik des Protests gegen soziale Ungerechtigkeit und für Freiheit ein aktiver künstlerischer Begleiter des Alltags. Er hat neben spirituellen Bezügen immer auch politische und gesellschaftliche Dimensionen, ist Spiegel der Gesellschaft und Protest gegen diskriminierende Strömungen.

Seit gut einem halben Jahrhundert hat der Jazz seine afroamerikanischen Wurzeln um Einflüsse aus vielen Kulturen der Welt erweitert und ist zu einer Musiksprache der Integration geworden. Seine improvisierende Musiktradition hat zudem viele Gemeinsamkeiten mit der Orgelmusik und dem protestantischen ­Choral. Nicht nur in den Großstädten Deutschlands gibt es seit mehreren Jahren erfolgreiche kirchliche Jazzreihen in unterschiedlichen liturgischen Formaten.

»In Spirit 2014« nutzt dieses vielfältige Potential und verbindet achtundsechzig Mal im bundesweiten Themenjahr »Reformation und Politik« der Lutherdekade modernen Jazz und Kirche – im kreativen Zusammenwirken mit Dichtern, Politikern, Theologen, Kaba­rettisten oder direkt im Konzert mit modernen Jazzkompositionen, die die gesellschaftlichen Dimensionen religiöser Auseinandersetzung spiegeln. Wie schon zu Zeiten Johann Sebastian Bachs begegnen sich moderne Musik und Theologie auf Augenhöhe – als spirituell-kulturelle Bewegung schöpferischer Freiheit. Zudem verbindet »In Spirit 2014« das »Göttinger Jazz-Festival« mit dem »Elbjazz-Festival« in Hamburg, den »Internationalen Martin-Luther-King-Tagen« in der Berliner Sophienkirche, dem »Nimm 3! Festival« in Braunschweig und der »17. Briloner Jazznacht«. Die Kooperation mit Schulen und Universitäten, die Dokumentation über www.jazzerstrecht.de und ein daraus entstehendes CD-Tryptichon vertiefen und vernetzen Idee und Aktivisten und stellen eine neue Form der Musikvermittlung her.

»In Spirit 2014« ist eine Initiative der Edition »Jazz aus Kirchen« gemeinsam mit »Crescendo Jazz« in Kooperation mit dem Kulturbüro des Rates der EKD, Berlin.